OFFEN GEFRAGT STATT MESSAGE CONTROL
Journalismus-Organisationen starten neues Format: Pressekonferenz, zu der politische Persönlichkeiten eingeladen werden und bei der Medien die Themen bestimmen.
Unter dem Titel „Offen gefragt“ werden Journalistinnen und Journalisten im Presseclub Concordia künftig Persönlichkeiten von politischer Bedeutung für Österreich mit Themen konfrontieren, die aus journalistischer Sicht relevant sind. Für den Presseclub Concordia, die Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure und die Initiative für Qualität im Journalismus ist es wesentlich, unabhängigen und kritischen Journalismus zu fördern und zu stärken. In diesem Sinne haben sie „Offen gefragt“ initiiert.
OTS: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20240223_OTS0033/offen-gefragt-statt-message-control
Erste Ausgabe von “Offen gefragt” mit Vizekanzler Werner Kogler
APA-Bericht:
Kurz-Prozess – Kogler weist ÖVP-Kritik zurück – BILD VIDEO
Utl.: „Wenn es Einwände gibt, dann bitte über den Instanzenzug“ – Schillings EU-Lapsus: „Mein Gott, Fehler machen alle“
AKTUALISIERTE NEUFASSUNG
Wien (APA) –
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) weist die ÖVP-Kritik an der erstinstanzlichen Verurteilung von Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zurück. Niemand sei aufgrund seiner Funktion sakrosankt, so Kogler beim Auftakt des neuen Formats „Offen gefragt“ am Montagnachmittag. Aber das andere sei, Institutionen an sich zu akzeptieren. „Wenn es Einwände gibt, dann bitte über den Instanzenzug.“
Unter anderem hatte ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker eine mögliche Befangenheit des Richters in den Raum gestellt. „Diese möglichen Bedenken, die da geäußert werden, sind Gegenstand eines ganz klar geregelten Berufungsverfahrens. Dort würde ich es auch belassen.“, so Kogler. Zu Stocker meinte er nur: „Auch Generalsekretäre sollten einen gewissen Korridor nicht verlassen.“ Dass Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) dieses Vorgehen nicht verurteilt habe, focht Kogler nicht an: „Wir können doch nicht für alle die Vormundschaft übernehmen.“
Justizministerin Alma Zadic (Grüne) räumte gegenüber dem „Standard“ (Online-Ausgabe) ein, dass der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Disziplinarstrafe gegen Richter Michael Radasztics nur einen Werktag nach dem Schuldspruch im Kurz-Prozess „unglücklich“ gewesen sei. So weit sie informiert sei, habe sich das Oberlandesgericht (OLG) Graz, das in der Disziplinarsache gegen Radasztics zuständig war, „die Sache genau angeschaut“. Der nicht rechtskräftige Schuldspruch gegen den früheren Parteiobmann sei für die ÖVP „sehr unangenehm“, so Zadic: „Dennoch sind Urteile eines unabhängigen Gerichts auch im Wahljahr zu akzeptieren.“ Diese dürften „nicht zu politischen Angriffen auf die Justiz führen, wie wir sie aus den USA unter Trump kennen“. Der richtige Weg, sich gegen ein Urteil zu wehren, sei der Gang in die zweite Instanz, so Zadic.
In der Frage der Legalisierung von Cannabis will Kogler vorerst einmal über die Grenze nach Deutschland schauen, wo eine entsprechende Regelung beschlossen wurde. Aus Sicht der Grünen neige man der Position des deutschen Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) zu. Das Herauskommen aus dem Schwarzmarkt werde vermutlich die Qualität der Produkte erhöhen und andererseits den Umstieg auf härtere Drogen reduzieren.
Gelassen sah Kogler die Häme über die Grüne EU-Wahl-Spitzenkandidatin Lena Schilling, die die Frage, ob Norwegen EU-Mitglied sei, nicht beantworten konnte. Schilling sei überrascht gewesen und habe auch eingestanden, dass ihr ein Lapsus unterlaufen sei. „Mein Gott, Fehler machen alle.“
Keine Freude hat Kogler über die Nominierung des ehemaligen FPÖ- und BZÖ-Politikers Peter Westenthaler in den ORF-Stiftungsrat. Dessen Aussagen halte er für sehr fraglich und demokratiegefährdend. Westenthaler erfülle aber die formalen Voraussetzungen dafür, außerdem gebe es den Auswahlmechanismus der Nominierung durch eine Fraktion, in diesem Fall die FPÖ. Es werde sich nun in der Praxis zeigen, ob Westenthaler ein Fehlverhalten an den Tag legen werde.
Beim Streit um den Bodenschutz ortete Kogler ein Match zwischen Bund und Ländern. Die Bundesregierung sei sich einig, dass es quantitative Ziele brauche – die Blockadehaltung der Länder habe aber immerhin die positive Seite, dass diese damit einbekennen würden, dass Naturschutz Ländersache sei.
In dem neuen Format wollen der Presseclub Concordia, die Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure und die Initiative für Qualität im Journalismus (IQ) Medienvertretern die Möglichkeit geben, jene Themen zu bestimmen, zu denen sie Persönlichkeiten von politischer Bedeutung befragen. Früher sei es für Journalisten etwa beim wöchentlichen Ministerrat recht einfach gewesen, jeden Minister anzusprechen. Mittlerweile würden aber nachher Pressekonferenzen veranstaltet, bei denen konkrete Botschaften verkündet werden, so Claudia Dannhauser, Vorsitzende der Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und -redakteure. Darüber hinaus werde oft zu Hintergrundgesprächen geladen, zu denen nur bestimmte Medien eingeladen werden.
Vorbild von „Offen gefragt“ ist die deutsche Bundespressekonferenz – ein Verein, der mehrmals wöchentlich Pressekonferenzen organisiert und dazu Politiker einlädt. So oft wird das neue Format in Österreich nicht stattfinden – Ziel sind vorerst mehrere Veranstaltung im Jahr, die abwechselnd von Christoph Kotanko (Oberösterreichische Nachrichten) und APA-Chefredakteurin Maria Scholl moderiert werden.
Zweite Ausgabe von “Offen gefragt” mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka
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RÜCKBLICK AUF DAS IQ-DREILÄNDERTREFFEN AM 19.1.2024 IN WIEN
„Zwischen Propaganda, Künstlicher Intelligenz und neuen Herausforderungen für die Medienethik – wie kann sich Qualitätsjournalismus im digitalen Zeitalter behaupten?“
Alle Fotos: IQ/APA/Schedl
Und hier finden Sie den Link zu der gesamten Fotogalerie:
https://www.apa-fotoservice.at/galerie/MzU2ODF8YzQyNjE5NDc3NTM4ZDM0MjQwMWIzMzM2MTYyZjE4Yzg=
Videos von der Veranstaltung und die Berichterstattung von der APA zum Dreiländertreffen finden Sie hier.
Weiterer Rückblick:
Künstliche Intelligenz und Journalismus: Wie Medien in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit Chancen und Gefahren der KI umgehen
Ob Börsenkurse, Wetterberichte oder Sportergebnisse: Viele Medien nutzen bereits Künstliche Intelligenz, um datengetriebene Formate zu automatisieren. Das ist erst der Anfang: Denn auch Medienunternehmen hoffen, mit Hilfe von KI-Anwendungen effizienter zu arbeiten. Wie setzen Medienhäuser in Österreich, Deutschland und der Schweiz KI ein und was planen sie für die Zukunft? Wie verändert das den Journalismus schon jetzt und was ist für die Zukunft zu erwarten? Welche Herausforderungen stellen sich für Qualität, Medienethik und Transparenz?
Presseclub Concordia und IQ – Initiative Qualität im Journalismus laden Expertinnen und Experten zu einer Diskussion über den Umgang mit Künstlicher Intelligenz in der Medienwelt ein.
Link zum Nachsehen: https://www.youtube.com/watch?v=9nbuUF9Im-E
Journalismus in der Klimakrise: Der richtige Weg zwischen Ignoranz, Aktivismus und Sensationslust
Wie gelingt es Qualitätsmedien, einen konstruktiven Umgang mit der Klimakrise zu finden? Welchen Beitrag können sie zu mehr Bewusstsein in der Bevölkerung und mehr Entschlossenheit in der Politik leisten? Wie müssen sich Redaktionen strukturell einrichten und welche Rolle spielt dabei der Wissenschaftsjournalismus?
Die Veranstaltung der IQ Journalismus fand am Donnerstag, 11. Mai, ab 18.30 Uhr statt im Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien
Programm
18:30 Begrüßung
18:35 bis 19:00 Impulsreferat von Univ-Prof. Dr. Sigrid Stagl, Wirtschafsuniversität Wien
19:00 bis 20:00 Diskussionsrunde unter Einbeziehung des Publikums
- Johannes Bruckenberger, Chefredakteur Austria Presse Agentur, IQ Journalismus
- Katharina Kropshofer, FALTER-Journalistin und Mitglied des Netzwerks Klimajournalismus
- Günther Mayr, Leiter der ORF-TV-Wissenschaftsredaktion
- Eva Stanzl, Wissenschaftsjournalistin, WIENER ZEITUNG
Moderation: Sebastian Loudon, Herausgeber von DATUM, IQ Journalismus
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Neue Boulevardmedien & parteiische Medien:
Was bedeutet Aktivismus für den Qualitätsjournalismus?
Neue Boulevardmedien im Netz gewinnen zusehends an Relevanz, genauso wie der Aktivismus im Journalismus. Was ist heute Qualität? Was bedeuten die Entwicklungen am Medienmarkt für den Qualitätsjournalismus? Was verändert sich dadurch im Journalismus und in unserer Branche? Über diese Fragen diskutieren:
– Alexandra Föderl-Schmid, stv. Chefredakteurin Süddeutsche Zeitung
– Michael Roither, Professor für Digitale Medien und Kommunikation FH Burgenland, IQ
– Thomas Walach, Chefredakteur ZackZack
– Ivo Mijnssen, Korrespondent Zentral- und Osteuropa, Wien Neue Zürcher Zeitung
Moderation: Julia Ortner ORF, IQ
Video der Veranstaltung:
Frühjahr 2021: Neuer Vorstand!
Ende März 2021 fand die Generalversammlung des Vereins „IQ – Initiative Qualität im Journalismus“ statt. Zur neuen Vorstandsvorsitzenden wurde die Report-Journalistin und Kolumnistin Julia Ortner gewählt. Ihre Stellvertreter sind der Medienwissenschaftler Michael Roither und Ö1-Redakteur Stefan Kappacher. Hier finden Sie die aktuelle Zusammensetzung des Vorstands – das Team wird nun die Planungen für das Jahr 2021 starten.
Event vom 26.3.2020: Fakes und Fakten in der Coronakrise
Wilde Gerüchte, gefälschte Sprachnachrichten, Verschwörungstheorien: Die Coronakrise bringt viel Desinformation und Halbwahrheiten zutage. Doch wie können JournalistInnen und aufmerksame BürgerInnen feststellen, was vertrauenswürdig ist? Und wie macht man Fakten verständlicher? Im ZOOM-Talk erklärt Ingrid Brodnig, welche Falschmeldungen und Behauptungen derzeit besonders populär sind, warum die Desinformation derzeit so erfolgreich ist und zeigt Tricks für Aufklärung. So wird auch erläutert, mit welchen Methoden man Fakten leichter verständlich machen kann.
Eine Veranstaltung des Presseclub Concordia und der IQ – Initiative Qualität im Journalismus.
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Event von 4.3.2020: Medienqualität im digitalen Zeitalter – Versuch einer Begriffsentwirrung
Spätestens dann, wenn es um die dringend notwendige Neuaufstellung der Förderung von Medien mit öffentlichen Geldern geht, kommt der Qualitätsbegriff in Medien und Journalismus diffus und missverständlich zum Einsatz. Mit dieser Veranstaltung möchte die „Initiative für Qualität im Journalismus“ einen Akzent einer Qualitätsdiskussion setzen, die den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern als Hilfestellung bei der Ausgestaltung von Qualitätsförderung dienen soll.
Impulsreferat: Mark Eisenegger, Leiter des Forschungsinstituts für Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich
Danach: Diskussion mit Stimmen aus der Praxis
- Georg Eckelsberger, Dossier
- Daniela Kraus, Presseclub Concordia und IQ
- Yvonne Widler, Kurier.at
Moderation: Sebastian Loudon (Zeit Verlag / DATUM)
Ort: Presseclub Concordia (Bankgasse 8, 1010 Wien)
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Frühere Events (ein Auszug)
- 16. Januar 2019, 18 Uhr, Presseclub Concordia: Vom Hass im Netz bis zum Medienrecht. Wir diskutieren über die rechtlichen Möglichkeiten, die es zum Schutz vor Sexismus oder anderen Herabwürdigungen braucht, und auch wie Medien hier für Qualität sorgen können. Es diskutieren Medienanwältin Maria Windhager, Michael Rami, Rechtsanwalt und Richter am Verfassungsgerichtshof, sowie Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Presserats. Moderation: Ingrid Brodnig, Vorsitzende der IQ. Der Eintritt ist frei
- Am 28. November 2018, 15 Uhr, fand die Generalversammlung der IQ statt. Wir freuen uns, nun Nikolaus Koller in unserem Vorstand begrüßen zu dürfen sowie Michael Roither als neuen stellvertretenden Vorsitzenden! Außerdem danken wir Eva Weissenberger und Stefan Ströbitzer für ihren langjährigen Einsatz im Vorstand der IQ!
- Am 11. und 12. Jänner 2018 fand das Dreiländertreffen der IQ-Partnerorganisationen aus Deutschland, Schweiz und Österreich in Wien statt – veranstaltet von der österreichischen Initiative Qualität im Journalismus. Mitglieder der IQ konnten an diesem zweitägigen Programm teilnehmen, an dem über aktuelle Fragen des Journalismus referiert und gemeinsam diskutiert wurde. Wir danken auch den Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz und aus Deutschland, die extra hierfür nach Wien reisten!
- Am 14. November 2017 durften wir über dieses Thema diskutieren: Erhitztes Netz – Journalisten im Umgang mit sozialen Medien (Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien, Zeit: 9.00 Uhr – Frühstücksdiskussion). Hier hat der Standard über unsere Veranstaltung berichtet: „Armin Wolf: Twitter im Vergleich zum Boulevard ‚hochreflektiertes Philosophieseminar'“. Diskutanten waren Armin Wolf, Moderator „ZiB 2“, Martina Salomon, stv. Chefredakteurin „Kurier“, Gerald Grünberger, Geschäftsführer Verband Österreichischer Zeitungen, Hanna Herbst, stv. Chefredakteurin „Vice“, Ingrid Brodnig, Vorsitzende der Initiative Qualität im Journalismus. Moderation: Julia Ortner, Journalistin und politische Kommentatorin „VN“
Bild: Pixabay